Programm 2021

Programm der
31. Auricher Wissenschaftstage

2021

Sparkassen-Arena, Aurich

Eröffnungsveranstaltung

Eröffnungsgrußworte

Horst Feddermann
Bürgermeister der Stadt Aurich

Bildwelten der Mathematik

Prof. Dr. Günter Ziegler
Präsident der FU Berlin

Ist das falsch, oder ist das Kunst? Ein Blick durch die Brille der Mathematik“ Die Fehler und das Fehlermachen gehören zur Mathematik!

In diesem Vortrag geht es um Fehler aus der Mathematik (angefangen bei Aristoteles, Archimedes und Euklid), um Mathematik als Kunst, um Fehler in Kunstwerken - und um Fehlersuche als ein vergnüglicher Zugang zu mathematischer Erkenntnis.

16. September 2021

Foyer, Gymnasium Ulricianum Aurich

Das Klimaarchiv der Erde am Beispiel der Eisbohrkerne aus der Antarktis

Prof. Dr. Frank Wilhelms
Alfred Wegener Institut Bremerhaven

Seit gut 200 Jahren werden systematische instrumentelle Wetterbeobachtungen vorgenommen.

Möchte man über die Klimaentwicklung über diesen kurzen Zeitraum hinaus etwas erfahren, so ist man auf Rekonstruktionen des Klimazustandes aus Stellvertreterparametern, oder auch Proxy genannt, in Klimaarchiven wie z.B. Eiskernen oder marinen Sedimentkernen angewiesen. Diese physikalisch-chemischen Größen stehen in Beziehung zu Zustandsgrößen des Klimasystems, wie z.B. der Temperatur, atmosphärischer Zirkulation oder vulkanischer Aktivität.
Eiskerne bohrt man an Stellen auf den großen Eiskappen, wo der Schnee schichtweise übereinander abgelagert wird und man mit der Tiefe in der Zeit zurück gehen kann. Auf diese Weise haben wir den Zustand der Atmosphäre über die letzten 800.000 Jahre rekonstruiert und beginnen gerade mit Projekten, um das Klima der letzten 1,5 Millionen Jahre zu rekonstruieren.

17. September 2021

Foyer, Gymnasium Ulricianum Aurich

„Welt im Wandel – Böden im Wandel“

Dr. habil. Knut Kaiser
Helmholtz-Zentrum Potsdam
Deutsches GeoForschungsZentrum

Der Boden: In mehrfacher Hinsicht – Ernährung, Wasser- und Holzgewinnung, Bauen, Abfallentsorgung etc. – die Grundlage unserer Existenz. Die absehbaren Aussichten für diese Georessource, global aber auch in Deutschland: teils ungewiss, doch überwiegend schlecht!

Ausgehend von den Haupttrends des globalen Wandels – Klimawandel, Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, Degradierung von Landflächen – werden historische, aktuelle und mögliche zukünftige Entwicklungen der Bodennutzung und der bodenbezogenen Umweltprobleme vorgestellt. Schwerpunkte der thematischen Beispiele betreffen die Bodendegradierung/den Bodenverlust und weitere Folgewirkungen des Raubbaues an Böden, der Urbanisierung und allgemein des Konzepts „grenzenloses Wachstum“. Der regionale Schwerpunkt liegt auf Europa, insbesondere auf Deutschland. Ähnlich wie beim zögerlichen Klimaschutz, dem dramatischen Verlust von Biodiversität oder dem Schutz vor verheerenden Hochwässern: Die grundsätzlichen Probleme aber auch die Lösungsmöglichkeiten sind weitgehend bekannt – und dies teilweise seit Jahrzehnten. Das globale Wissen dazu ist überwältigend! Rasches und entschiedenes Handeln ist bei allen diesen Bedrohungen – seit langem schon – notwendig. Aber was bzw. wer verhindert eine effektive positive Entwicklung? Der Boden: eine scheinbar unbegrenzte Georessource, real aber doch die fragile „Haut der Erde“!

24. September 2021

Foyer, Gymnasium Ulricianum Aurich

Mikroplastik in unserer Umwelt.

Die vergangenen Jahre brachten viele neue Erkenntnisse zu Kunststoffen in unserer Umwelt, ihrem Vorkommen in den Ozeanen und beobachteten Effekten – doch was bedeuten diese einzelnen Studien mit Blick auf die Gesamtsituation?

Dieser Vortrag gibt eine Übersicht bezüglich der folgenden Kernfragen: Wie gelangt das Mikroplastik in die Umwelt? Was passiert mit den Plastikgegenständen in verschiedenen Umgebungen? Welche Auswirkungen hat es in Hinsicht auf Toxizität und andere, bislang wenig beachtete Effekte? Und was können wir tun, um eine weitere Anreicherung zu begrenzen?

27. September 2021

Foyer, Gymnasium Ulricianum Aurich

"Zur Wirksamkeit und Nutzen von Impfungen"

PD. Dr. Ole Wichmann
Robert Koch Institut Berlin

RKI-Logo

08. Oktober 2021

Foyer, Gymnasium Ulricianum Aurich

Zwischen Hölle und Pharmakopöe. Zum Bild der Fledermaus vom Mittelalter bis in die Zeiten der Pandemie

Dr. Philine Helas
Bibliotheca Hertziana,
Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte Rom

Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte Rom

Im Gegensatz zu anderen Kulturen bringt die europäische christliche Zivilisation der Fledermaus eher negative Gefühle entgegen, nun steht das Tier als Virenträger in Verdacht, die Pandemie ausgelöst zu haben.

Umstritten sind die Frage, wie sich die Migration des Virus von der Fledermaus zum Menschen vollzogen hat und die Faktoren, die dazu beigetragen haben könnten: Ihre Rolle als Nahrungsmittel, Fahrlässigkeit bei Experimenten, bei denen das Virus überspringen und das Labor verlassen konnte, aber auch die Einschränkung ihres Lebensraumes, die den engen Kontakt mit der menschlichen Zivilisation favorisiert. Die diffuse Angst vor dem unsichtbaren Krankheitserreger und dessen letztlich nicht völlig erklärbaren Übertragung und Verbreitung verbindet sich mit einem Tier, das über ungewöhnliche Eigenschaften verfügt: Die Fledermaus ist das einzige fliegende Säugetier, kein anderes Tier lebt in so großen Gruppen so dicht beieinander. Unheimlich macht sie, dass einige Arten Blut saugen, dass sie sich im Dunkeln orientiert und sich gewöhnlich den menschlichen Blicken entzieht, da sie erst in der Dämmerung ausschwärmt. Der Vortrag wird sich mit der ambivalenten Sicht auf die Fledermaus seit dem Mittelalter befassen, einer Zeit, in der ihre Klassifikation und Deutung noch nicht festgeschrieben waren. Dabei soll der Blick vor allem auf Texte und Bilder gelenkt werden, in denen sich eine positive beziehungsweise neutrale Sicht auf das Tier feststellen lässt, darunter die Fledermaus in der Pharmakopöe und ihr Auftreten in italienischen Herbarien des 14. Jahrhunderts.

05. November 2021

Foyer, Gymnasium Ulricianum Aurich

Das schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße

Schwarze Löcher sind Realität. Das ist die Kernaussage der Nobelpreise für Physik 2020.

Der bei weitem überzeugendste Fall ist das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße. Anhand von individuellen Sternorbits konnte seine Masse vor knapp 20 Jahren erstmals bestimmt werden, und da man auch die Größe einschränken konnte, blieb de facto nur noch eine realistische Erklärung übrig, was das schwere Objekt im galaktischen Zentrum sein kann. Seit dieser Entdeckung konnte unser Team die Messgenauigkeit noch einmal gewaltig steigern, indem wir Großteleskope interferometrisch zusammenschalten. Die Genauigkeit unserer Positionsmessungen wäre inzwischen gut genug, um den Videobeweis zu einem strittigen Tor bei einem hypothetischen Fußballspiel auf dem Mond von der Erde aus zu führen. Tatsächlich nützen wir die Genauigkeit aber aus, um unser Schwarzes Loch im Detail zu beobachten und zu fragen: Stimmt denn eigentlich die Einstein'sche Relativitätstheorie auch in so einem extremen astrophysikalischen Labor? In diesem Vortrag wird erklärt, wie man sich Schwarze Löcher vorstellen muss, es werden die Nobelpreis-gewürdigten Messungen vorgestellt, und natürlich auch die neueren, spannenden Tests der Relativitätstheorie.

08. November 2021

Foyer, Gymnasium Ulricianum Aurich

Folgen der Pandemie für Industrie Wirtschaft und Finanzen-eine Einschätzung

Jürgen Kaube
Mitherausgeber der FAZ Frankfurt

 

Vortrag fällt aus

12. November 2021

Foyer, Gymnasium Ulricianum Aurich

Die digitale Transformation unserer Kultur, Chancen und Risiken.

Prof. Dr. Karen Joisten
Technische Universität Kaiserslautern

 

Digitalisierung ist eines der großen Schlagworte der Gegenwart. Digitalisierung betrifft nahezu alle Bereiche der menschlichen, der gesellschaftlichen Lebenspraxis, ob es sich um den privaten Alltag, den Beruf, Kommunikation, Gesundheit, Freizeit oder Lebensorganisation im weitesten Sinne des Wortes handelt.

Überall hat die Digitalisierung ihren Platz, sei es im Internet, im Smartphone, in Verwaltung oder auch in hoch entwickelten KI-basierten System- und Informationstechnologien – sie ist aus der gegenwärtigen Lebenspraxis in ihren unterschiedlichen Bereichen und Gestalten nicht mehr wegzudenken. Sie ist zum Grundbestand unserer gegenwärtigen Kultur geworden, ist also kein kleines technisches Produkt, das sich bei Nichtgefallen einfach beiseiteschieben lassen würde. Die Digitalisierung prägt, ja sie transformiert unser Kulturverständnis. Sie ist nicht nur ein technisches Phänomen unter anderen, sondern sie betrifft die gesamte menschliche Lebenspraxis der Gegenwart wie auch der Zukunft. Im Zuge der digitalen Transformation verwandelt sich künftig unser Leben in einer grundlegenden Weise. Und das meint, dass der Umgang mit uns selbst, mit den Mitmenschen und den Dingen, also buchstäblich ‚mit Gott und der Welt‘, vor prinzipiellen Veränderungen steht.

Ziel des Vortrages ist es, auf solche Veränderungen aufmerksam zu machen und ethische Probleme in der Mensch-Maschinen-Interaktion, die durch die Übertragung menschlicher Eigenschaften auf intelligente Systeme entstehen, aufzudecken. Im Vortrag wird aus philosophischer Perspektive auf die digitale Transformation unserer Kultur eingegangen, um Risiken, aber auch Chancen dieser zu reflektieren und deren ethische Implikationen und Herausforderungen zu benennen.