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Helmut Vortanz

Auricher Wissenschaftstage: Zur Eröffnung sprach Klimaforscher über Expedition ins ewige Eis

Das Klima und dessen Veränderung hat bei der Eröffnung der 33.Auricher Wissenschaftstage im Mittelpunkt des Interesses gestanden. Prof. Dr. Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut faszinierte mit seinem Vortrag „Eingefroren am Nordpol – Expedition zum Epizentrum des Klimawandels“. Er sprach über die ein Jahr dauernde Expedition mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ ins ewige Eis. Wegen der großen Nachfrage wurde die Veranstaltung in die Spar- kassen-Arena verlegt.

„Keine Region der Erde hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so schnell er- wärmt wie die Arktis. Hier befindet sich quasi das Epizentrum der globalen Erwärmung“, begründete Rex seine Forschungsreise in die zentrale Arktis im Rahmen der Mosaic-Expedition. Die- se Region ist insbesondere in den langen Wintern nahezu unerforscht und unbekannt. Das Wettergeschehen in unseren Breiten ist jedoch eng gekoppelt an das Geschehen in der Arktis. Die zunehmende Erwärmung, die in der Arktis etwa drei- bis viermal schneller voranschreitet als in der übrigen Welt, führt zu einer Veränderung des sogenannten Jet-Streams (Westwindstroms) der die Hoch- und Tiefdruckgebiete trennt. Die Wettersysteme ziehen deutlich langsamer, mit der Folge von zunehmenden Unwetterkatastrophen, wie beispielsweise an der Ahr.

Prof. Dr. Markus Rex faszinierte mit seinem Vortrag „Eingefroren am Nordpol – Expedition zum Epizentrum des Klimawandels". [Foto: Helumt Vortanz]
Prof. Dr. Markus Rex faszinierte mit seinem Vortrag „Eingefroren am Nordpol – Expedition zum Epizentrum des Klimawandels". [Foto: Helumt Vortanz]

Für den Klimaforscher sind zuverlässige Modelle über die Erderwärmung von großer Bedeutung. Die wiederum können nur entwickelt werden mit vielen Messdaten aus der zentralen Arktis. Da diese Region im Winter mit Schiffen nicht zu erreichen ist, bleibt nur die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Expedition an einer stabilen Eisscholle festzukleben und von der Ausgangsposition nahe des Nordpols nach Süden treiben zu lassen.

Damit war der Grundstein gelegt für die größte Arktisexpedition der Geschichte. 450 Menschen aus 20 Nationen brachen auf sieben Eisbrechern und Forschungs- schiffen im September 2019 Richtung Nordpol auf. „Die Naturgewalt dieser Eisschicht bestimmt den Ablauf unserer Expedition. Die nächsten Menschen sind rund 1000 Kilometer entfernt“, so Rex. Das zu dieser Jahreszeit noch dünne Eis wird immer fester und friert das Schiff ein. Rund ein Jahr später, davon sechs Monate in absoluter Dunkelheit, wird die Eisscholle die Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen erreichen.

Was folgte, war eine bildgewaltige Darstellung des Lebens unter widrigen Umständen, den täglichen Routinen mit dem Sammeln von Messdaten, aber auch der Gefahren durch zum Teil lebensgefährliche Begegnungen mit insgesamt 65 Eisbären. „Den Tieren schmilzt im Sommer praktisch das Eis unter den Tatzen weg“, betonte der Klimaforscher im Hinblick auf die Gefährdung des Lebensraums. Die stark rückläufige Ausdehnung des Eises im Sommer bis hin zu einem offenen Meer sei vor der Rückkehr der Forschungsschiffe noch einmal sehr deutlich geworden. Die Eisausdehnung im September habe sich in den vergangenen 70 Jahren mehr als halbiert.

Vor dem mit viel Beifall bedachten Vortrag von Rex hatte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Aurich-Norden, Oliver Löseke, die 33. Auricher Wissenschaftstage offiziell eröffnet. Mit seinem Vortrag spannte er einen weiten Bogen vom Hauptthema des Abends bis hin zur Schulpolitik. Letzteres wegen der Anwesenheit der niedersächsischen Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne), die in ihrem Grußwort den Organisatoren der Wissenschaftstage, Josef Antony, Claudia Groen und Dr. Matthias Busker für ihr langjähriges Engagement dankte. Sie bezeichnete die ihr bislang nicht bekannten Wissenschaftstage als zukunftsweisend und motivierend für Schüler, sich in unterschiedlichen Disziplinen zu bewähren.

Bei der Eröffnung berichteten Stipendiatinnen der Berufsbildenden Schulen 2 Aurich und des Gymnasiums Ulricianum, Charlotte Steven und Anna Helmke, über ihr Forschungsprojekt „Schwarmverhalten von Fischen“. Bei ihrem Aufenthalt in Mexiko arbeiteten sie in einem internationalen Team an diesem Projekt.

Quelle: Ostfriesische Nachrichten