Praktikum vom 17.10.2022 zum 28.10.2022
von Lea Baumann und Marlena Gerdes

Unser Praktikum im „Museum und Park Kalkriese - Varusschlacht im Osnabrücker Land“ begann am Montag, den 17.Oktober 2022, um 9:00 Uhr mit der Begrüßung in der Verwaltung des Museums.
Nach einem kurzen Rundgang bekamen wir einen Einblick in den Bereich der Restauration, wobei wir an einem Blockschnitt arbeiten durften. Dieser wurde bei einer vorherigen Ausgrabung geborgen und enthielt, durch Röntgenaufnahmen festgestellt, eine Eisenkette mit einer Art Fessel an einem Ende und einem Nagel am anderen Ende der Kette. Genauere Hintergründe oder die Herkunft der Eisenkette waren zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Eine unserer Aufgaben war die Entnahme von Sandproben, für später Untersuchungen. Im Labor kann aufgrund des Gehalts verschiedener Stoffe zum Beispiel festgestellt werden, ob oder was in der Umgebung der Kette gelegen haben kann und sich über die Zeit zersetzt hat. Auch bei dem vorsichtigen Abtragen einer Schicht Erde (einem Planum) haben wir geholfen. Dabei sind wir mit kleinen Kellen und Löffeln vorgegangen. Das Objekt in dem Blockschnitt wurde nach und nach vorsichtig freigelegt. Die Eisenkette ist über einen langen Zeitraum im Boden oxidiert, deshalb befindet sich im Umfeld der Kette das Korrosionsprodukt Rost.

Röntgenaufnahme des Blockschnittes
Eisenkette im Blockschnitt

Am folgenden Tag startete unsere Zeit bei der Ausgrabung, die erst in dieser Woche begonnen hatte. Deshalb wurde erst das allgemeine Vorgehen besprochen, bevor der Schnitt mit Hilfe von einem Tachymeter ausgemessen und abgesteckt wurde. Währenddessen begannen Baggerarbeiten zum Abtragenen des ersten Planums. Da in der hiesigen Landwirtschaft bis ins 19. Jahrhundert oft Eschfluren angelegt wurden, sind in dem ersten Planum eher wenig Funde zu erwarten. Nährstoffe aus Wald oder Heide wurden zur Dünung auf dem Acker verteilt, sodass das Feld über die Zeit immer höher wurde und Funde in eher tiefen Schichten zu verorten sind. Andererseits können auch einige Funde aus tieferen Erdschichten durch das Pflügen des Feldes an die Oberfläche gekommen sein. Deshalb suchten einige Sondengänger den Schnitt ab, so gehen während der Baggerarbeiten keine Funde verloren. 

Im Verlauf der folgenden Tage haben wir viele verschiedene Aufgaben bei der Ausgrabung übernommen. Wir haben geholfen, den Schnitt zu putzen, damit eventuelle Bodenverfärbungen (Befunde) sichtbar werden und diese mit Aufnahmen von Drohnen dokumentiert werden können. Wenn sich ein Befund herausgestellt hat, wurde dieser noch feiner mit Kellen geputzt und dessen Ursprung bewertet. Im ersten Planum sind vor allem alte Pflugspuren, bei denen sich der tiefer liegende, helle Sand linienförmig durch den dunklen Boden des ersten Planums zieht, aufgefallen. Außerdem wurde ein Befund festgestellt, bei dem es sich um einen alten Graben handeln könnte. Befunde wie diese geben Hinweise auf mögliche Funde, da Bewohner früher kaputte Gegenstände oft einfach in Gräben entsorgt haben. Und tatsächlich wurden in dem Befund mehrere Keramikteile festgestellt. 

Marlena bei der Anfertigung eines Kellenplanums um einen möglichen Befund zu analysieren

Im Bereich der Befunde haben wir Profilkästen ausgehoben, um die Tiefe des Befundes und mögliche Funde (wie Keramik) zu sichern. Auch hier wurden das Profil sowie das Planum mit Kellen geputzt und dokumentiert. Beim Putzen des Planums oder des Profils kommt es darauf an, dass die lockere oder festgetretene Erde entfernt wird, um die Verfärbungen möglichst deutlich und unverfälscht sehen zu können. Zusätzlich haben wir die Erde aus diesen Profilkästen gesiebt, damit keine Funde übersehen werden. Dabei haben wir eine Menge schönen Flint (Feuerstein) entdeckt.

Lea beim Ausheben eines Profilkastens

Im ersten Planum des ersten Schnittes wurde nichts Auffälliges gefunden, doch noch während unserer Zeit wurde ein zweiter Schnitt angefangen. Hier war das Vorgehen ähnlich wie beim ersten Schnitt. Dort haben wir die Sondengänger begleitet und die Funde eingetütet und beschriftet. Der Fund und dessen Fundort werden in einer Datenbank gespeichert. Es wurden vor allem alte Nägel, Knöpfe und auch einige Münzen gefunden. Schließlich konnten wir uns die rund 400 Funde, die innerhalb der ersten zwei Wochen gemacht wurden, angucken. Besonders spannend fanden wir eine römische Münze, eine römische Fibel und einen antiken Armreif.

Überreste eines fragmentierten Armreifs

In der zweiten Woche haben wir an zwei Tagen in der Museumspädagogik helfen dürfen. Dabei gehörte die Vorbereitung des Ferienprogramms und die Betreuung der Kinder zu unseren Hauptaufgaben. Die Kinder haben im Museum Überraschungstüten erhalten, mit denen sie verschiedene Stationen besuchen konnten. An unserem Stand ging es darum Legionärshalstücher mit Schablonen zu gestalten. An einem anderen Stand konnten die Kinder mit Metalldetektoren eine kleine Fläche absuchen. Zusätzlich haben wir an einer Familienführung teilgenommen, um die verschiedenen Programme des Museums kennenzulernen. Bei der Familienführung ging es hauptsächlich um die Lebensweise und Kultur der Römer und Germanen, aber auch um ihre Kleidung. Danach haben wir die Sonderausstellung des Museums besucht und uns Gedanken zu einem Projekt mit Laternen gemacht, die die Kinder zu der aktuellen Ausstellung „Pompeji - Pracht und Tod unter dem Vulkan“ gestalten sollten. 

Am Freitag, den 28.10.2022, war unser Praktikum nach zwei kurzweiligen Wochen schon vorüber. Wir konnten einen guten Einblick in die Arbeit eines Archäologen gewinnen und weitverbreitete Klischees bezüglich der Vorgehensweise aufdecken. So arbeitet ein Archäologe so gut wie nie mit einem Pinsel. 

Wir freuen uns sehr darüber, dass wir an diesem Praktikum teilnehmen durften und nehmen viele eindrucksvolle Momente mit! Dafür möchten wir uns herzlich bei den Auricher Wissenschaftstage und dem Museum und Park Kalkriese sowie allen Mitarbeiter*innen, die uns während des Praktikums offen empfangen haben, bedanken.